Deutsch: Frankfurt am Main:
Nordseite der westlichen Zeil vom Roten Haus bis zum Weidenhof. Johann Adam Dick kauft 1766 das seit längerem leerstehende Gasthaus ROTES HAUS, riss den Altbau im Stile der Spätrenaissance ab und ersetzte ihn durch diesen Neubau im Stil des Spätbarocks. Der Neubau verfügte über einen großen Konzertsaal. Das Hotel/Gasthaus sollte wieder wie früher zum ersten Haus in Frankfurt werden. 1798 starb Johann Adam Dick. Die Franzosen besetzten Frankfurt. 1837 wurde Fürst von Thurn und Taxis Eigentümer, der das ROTE HAUS zur Poststation umbaut. 1890 wurde hier das Hauptpostgebäude gebaut, dass 1944 durch Bomben zerstört wurde. Nach dem Krieg zunächst Wiederaufbau in neuer Form. Heute steht hier die Immobilie MYZEIL.
Links vom Roten Haus steht das westlich angrenzende Palais der Frankfurter Färber-Dynastie Böhler. Diese errichteten ihr Palais in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Es wurde durch die Bibliothek des berühmten Bibliophilen und Privatgelehrten
Zacharias Konrad von Uffenbach berühmt. In direkter Nachbarschaft steht dann das westlich anstoßende kleinere Stadthaus des Frankfurter Arztes und Naturwissenschaftlers Dr. Peter Pasquay (1720 Frankfurt-1777 Frankfurt). Er war Nachkomme französischer Emigranten der Hugenottenzeit, die u.a. durch Tuch- und Seidenhandel zu Reichtum gekommenen waren. Peter Pasquay studierte um 1744 an der Universität
Leyden Medizin und wurde 1770 zum
Anhalt-Dessauischen Hofrat und Leibarzt ernannt. Neben seiner Tätigkeit als Arzt war er leidenschaftlicher Mineraliensammler und überdies auch ein guter Mineralienkenner. Sein ca. 900 Stücke umfassendes berühmte Kabinett war u.a. Goethe bekannt und wurde nach seinem Tod ganzteilig versteigert. Der Tübinger Professors
Gottlieb C. Chr. Storr (1749-1821) erwarb die Mineraliensammlung und ließ sie nach Tübingen transportierten. Dort bewunderte u.a. Goethe im September 1797 die Sammlung auf seiner Reise in die Schweiz. Prof. Storr verkaufte 1819 diese Sammlung an das Königlich Württembergische Naturalienkabinetts, übrigens sehr zum Mißfallen der Universität Tübingen, und erhielt dafür von der königlichen Hofkammer eine Abfindung in Höhe von 13 000 Gulden. Heute gehört die Sammlung des Dr. Peter Pasquay aus Frankfurt am Main, jetzt auch Storrsche Sammlung genannt, als Anschauungsmaterial für den akademischen Naturkundeunterricht, zum Bestand des
Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart. Die von Prof. Storr 1780 erworbenen Stücke der ursprünglichen Kollektion Pasquay sind heute noch kenntlich an typischen Nummernschildchen, die von Pasquay selbst angebracht wurden. Anhand dieser Nummernschildchen läßt sich auch heute noch durch Vergleich mit dem 1777 in Frankfurt erschienenen „Catalog Pasquay" der für die Wissenschaft so wichtige Fundort einer Mineralstufe der genannten Sammlung feststellen, falls das Etikett verloren ist. Der „Catalog Pasquay" wurde seinerzeit beim Kauf der Sammlung Storr vom Naturalienkabinett miterworben. Ein letztes Exemplar des „Catalog Pasquay" besitzt die
Universitäts- und Landesbibliothek in Darmstadt. Der prachtvollen Giebelaufbau und fünf Fenster des ersten Obergeschosses des Stadthauses von Dr. Peter Pasquay wurden später in die Fassade des Hauses
Untermainkai 12 eingebaut. Heute ist hier der sanierte Sitz der
Nassauischen Heimstätte. Diese Geschäfts/Bürohaus Untermainkai 12 ist im Kern noch klassizistisch und aus den 1820er Jahren, wurde jedoch teilweise später modern verändert. Das Stadthaus des Dr. Peter Pasquay selbst wurde 1725 erbaut und 1899 niedergelegt.